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Wo die Götter Griechenlands wohnen – Mytikas auf dem Olymp
Die Götter schleudern Blitze
Auszüge:
"Mir wird klar: Einen solchen Berg besteigt man nicht einfach 'so'. Man nähert sich ihm in Ehrfurcht.
Das tue ich, indem ich jetzt in die Altstadt von Litochoro eindringe. Auf dem Dorfplatz in der Oberstadt bietet mir eine Frau ihr Haus zum Kauf an. Es hat auch eine Dusche. Sie hat mich gleich als Touristen erkannt. Eine Dusche könnte ich brauchen, aber warum gleich das ganze Haus kaufen? Hinten hinaus führt ein Weglein in die Schlucht des Enipea – Φαράγγι Ενιπέα. Nach Μύλοι soll der Weg führen – Myloi – das ist der obere Ortsteil von Litochoro. Wasserfälle hinten in der Schlucht heißen genauso. Ich wandere auf einem gesicherten Weg in die Schlucht hinein bis zu einem Gitter, das den Weg versperrt. Also wieder zurück. Eigentlich nichts Besonderes."
Götterthron Mytikas
"Die Wartezeit geht nicht schnell genug vorbei. Maria, die Hüttenwirtin von Spilios Agapitos sagt, die Hütte sei noch immer geschlossen. So schiebe ich noch einen Ausflug nach Süden ein, zu den Meteora-Klöstern und nach Delphi. Das hat nichts mit dem Olymp zu tun, deswegen wird es nur kurz erwähnt. Ebenso mein denkwürdiges Bad an den heißen Quellen von Thermopylae; erfrischt kehre ich wieder an den Olymp zurück. Anruf bei Maria: 'Ja, es geht!' Noch an demselben Nachmittag steige ich zur Hütte auf."
Steiler Zahn – Zeus' Finger ? Zeus' Phallus? Durchblick
Übergang von Skala zu Mytikas: https://www.youtube.com/watch?v=WsHBEgQEBC8
"Dem Olymp kann man sich nur nähern, wenn man vorher wie ich in Delphi das Orakel befragt und mich in den lauwarmen Schwefelquellen von Thermopylai gereinigt habe. Auch die Stelle, wo Apollo im Tempi-Tal gebadet hat, ist mir nicht verborgen geblieben. Mir sind auf meiner Fahrt auch lahmende Hunde entgegengesprungen, haben sich todesmutig meinem Auto entgegengeworfen – und damit früher schon zum Teil mit dem Verlust ihres Hinterbeins gebüßt, jetzt humpeln sie auf dem Parkplatz am Straßenrand herum, als ich fliegenumschwirrt meine täglichen zwei Liter Wasser für den nächsten Morgenkaffee koche. Schnuppern. Gehen in Deckung. Winseln.
Was will ich also mit Bergsteigen noch erreichen? Noch darüber hinaus? Will ich meine Alltagsgrenzen überwinden, indem ich Unendlichkeit erfahre? Durchquere ich dabei wirklich die unendliche Weite meiner Träume? Komme ich da je auf dem Gipfel an?
Ach, für einen Moment vielleicht. Für den Moment auf dem Gipfel. Aber dann? Dann komme ich wieder dort an, wo ich aufgebrochen bin, im abgründigen Grund, mit Hunden zusammen auf einem Parkplatz, auf dem Boden, auf der Erde."
"Kaum genieße ich den wolkenlosen Gipfel für mich allein, das herrliche Lüftchen in ungetrübtem Sonnenschein, die verhalten im Wind quietschende Blechfahne, da höre ich auch schon die Stimmen der Nachzügler. Fliegen summen um mich, sonst aber ist noch niemand hier oben: eine der besten Gipfelstunden, die mir Zeus gewährt! Zusammen mit Zeus!
Fünf nach 10 Uhr keucht ein Franzosenpaar herauf, angeseilt. Mechanisch spulen sie ihr Gipfelprogramm herunter, bitten mich, daß ich sie ablichte, lassen sich in Revanche durch mich zu einem Foto verleiten. Nach einer Viertelstunde gehen sie schon wieder. Seltsam, wie wenig Geduld Leute mitbringen und wie wenig sie die seltenen Glücksmomente einzusaugen wissen. Eine Menge flacher Blöcke liegen auf dem Gipfel herum, beste Sitzgelegenheiten, doch außer mir will sich niemand zu einer göttlichen Gipfelkonferenz einfinden."
Vom Skolió zum Mytikas
Das Lied für danach: Maria Farandouri singt Mikis Theodorakis – ΔΡΟΜΟΙ ΠΑΛΙΟΙ – "Dromoi palioi" – Alte Wege:
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