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 Im Hohen Venn Belgiens - Signal de Botrange 


Mit sanfter Nachhilfe auf glatte 700 m

 

 Auszug:

"Ein kleiner Stichweg führt an das Ufer der Hill. Glitzernd und glucksend strömt der Waldbach in Kurven unter den knorrig herabhängenden Ästen daher. Die Hill macht ihrem Namen „Helle“ alle Ehre. Kohlmeisen locken mit ihrem einfachen Gesang. Ein helles, friedliches Bild, doch einen Weiterweg bietet das Bachufer nicht. Von der Schneeschmelze, die nur wenige Tage zurückliegt, ist überall noch grundlos tiefer Morast.

Ich finde die Andeutung einer Wegspur, die den Bach aufwärts begleitet, kämpfe mich über umgestürzte Baumstämme, unter Zweigen durch, trete auf knisterndes, gefrorenes Gras und versuche, sumpfige Tümpel zu vermeiden. So richtig voran komme ich nicht.

Ein Tritt daneben und ich stecke plötzlich mit dem rechten Bein bis zum Knie tief in einem Schlammloch. Schnell drücke ich das linke Bein durch und ziehe das rechte wieder heraus. Ruck, und heraus ist es. Allerdings ohne Schuh. Ich fluche. Es hilft nichts, ich muß tief mit dem Arm in dem Schlammloch wühlen, um meinen rechten Schuh wieder zu finden und ihn aus seiner Morast-Verklemmung zu befreien.

Jetzt sehe ich aus wie in einem Kriegsfilm. Das rechte Hosenbein unterhalb des Knies naß und schwarz, der rechte Schuh in meiner Hand ein nasser Klumpen, der rechte Arm total verschmiert. Auf einem Bein humpelnd, das andere strümpfige vorsichtig auf trockene Stellen auftippend, erreiche ich ein Bächlein – Bäche gibt’s nach der Schneeschmelze genug – und kann mich waschen, den Schuh ausspülen, den Schlamm von Arm und Bein kratzen. Solche Missgeschicke kosten Zeit. Bei rechtem Licht betrachtet sind sie sogar gefährlich. Niemand ist unterwegs, auch nicht an diesem sonnigen Samstag. Wenn ich mir ein Bein verstauche oder gar einen Knöchel breche, könnte ich verloren sein.

Die nächste Herausforderung wartet schon. Laut meiner Karte soll die Wegspur hier enden und am anderen Ufer weiterführen. Ich muss die Hill also überqueren. Ich könnte durchwaten, dann hätte ich noch nassere Füße – ich habe kein Handtuch dabei – ich könnte mir auch eine Stelle suchen, wo ich von Stein zu Stein springen kann. Das Gelände am linken Bachufer sieht flach und geeignet aus. Also hinüber!

Eine Steinreihe, auf der ich hinüberspringen kann, ist schnell ausgesucht. Gut wäre, ich hätte Stöcke dabei, um mein Gleichgewicht zu halten. Schlecht geplant. Ich habe nichts dabei, außer meinem Rucksäckchen mit Proviant. Die ersten balancierenden Sprünge gelingen. Schon bin ich in der Bachmitte. Den nächsten Stein anspringen – noch im Sprung merke ich, dass das nichts wird – der Stein ist algig und glitschig, und wo ich ausrutschen kann, da rutsche ich aus – alte Erfahrung meines Bergsteigerlebens. So auch hier. Den Bruchteil einer Sekunde braucht es nur, bis ich das rettende Ufer erreiche, aber dieser Bruchteil war leider mit beiden Füßen unter Wasser.

Der breiige Pfad im Hertogenwald mag noch so gut markiert sein, ihn zu gehen bedeutet alle Sinne eingeschaltet zu haben. Mal sind es glitschige Wurzeln, auf denen Rutschen droht, mal gefrorene Grasballen, die, wenn ich auf sie trete, Fontänen von Schlamm um sich spritzen. Die Pfützen sind noch gefroren; breche ich ein, stehe ich im schmatzenden Modder, manchmal bis zum Knie. Die Wanderung droht zum Kampfsport auszuarten."

 


Im Hochmoor des Hohen Venn: http://www.youtube.com/watch?v=K8A28OiOiVo&feature=related


 

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