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Wo Dänemark in die Wolken reicht: Färöer – Slættaratindur


Dänisches autonomes Außengebiet im Nordatlantik, Teil des dänischen Rigsfællesskabet




Komposition aus Linien und Schatten: Slættaratindur und Gráfelli mit Funningur
 

Auszüge:


"Über moos- und steindurchsetzte Grashänge steige ich an und tauche bald in den Nebel ein. Schnell ist die Vegetationsgrenze erreicht. Die Höhenlinien der Landkarte besagen, daß ich auf 580 Meter schräg nach links, Nordwesten, abbiegen muß. 7 Uhr 20 bin ich von der Straße aus gestartet; für knapp 200 Meter Höhendifferenz würde ich nicht mehr als 40 Minuten brauchen. Also knicke ich um 8 Uhr ab.

Am östlichen Ende der Felsrippe Hálsabrúgvin vorbei erreiche ich bald einen Grat, auf dem einige Türmchen sitzen. Jenseits fällt das Gelände steil ab. Wo der Gipfel liegt, ist nicht auszumachen. Ich weiß nur, daß ich den Grat an einer flachen Stelle queren, auf der jenseitigen Seite nach Osten drehen und den Gipfel sozusagen 'von hinten her' erreichen soll. Vermutlich bin ich zu steil aufgestiegen und habe daher den Grat zwar in Gipfelnähe erreicht, aber an einer Stelle, an der ich gefahrlos nicht weiterkomme.

Was man dabeihaben sollte bei solchen Alleinunternehmungen, ist eine gute Landkarte, Schokolade, eine Trillerpfeife und ein Mobiltelefon. Wandern in den Bergen der Färöer ist nicht ohne Gefahr, auch wenn es sich 'nur' um Grasbückel handelt. Ein verstauchtes Bein, ein gebrochener Knöchel, und schon ist man in der menschenleeren Umgebung in Lebensgefahr. Wenn man diese Gefahr kennt und ihr vernünftig begegnet, halten die Inseln großartige Erfahrungen bereit. Ich habe, leichtsinnig wie ich bin, weder Landkarte dabei – nur eine Handskizze, noch Trillerpfeife und schon gar kein Telefon. Also muß ich sehr vorsichtig zu Werke gehen.

Ich steige wieder ein Stück ab in der Richtung, aus der ich gekommen bin, und quere dann nach Westnordwest, bis ich eine Stelle erreiche, an der ich den Grat überschreiten kann. Auf dem jenseitigen Hang arbeite ich mich an einen Gratturm heran, der mir der höchste scheint. Aber hochzukommen ist hier nicht. Möglicherweise war das Punkt 802 und damit immer noch zu weit östlich. Es ist 8 Uhr 45. Zeit zum Rasten lasse ich mir nicht. Die Brille beschlägt in der Nebelsuppe; ich nehme sie ab. Der Wind heult in der Anorakkapuze, die Finger sind klamm.

Für einen ersten Versuch, aus der Langeweile heraus geboren, war das ja vielleicht ganz nett, aber leider kein Gipfelerfolg. Ich kehre um. Windböen kippen mich manchmal aus der Spur; ich muß sehr genau aufpassen, wohin ich trete."




Unter dem Himmel der Färöer


"Der Slættaratindur ist, relativ zu seiner eher geringen Höhe, einer der besseren Erlebnisse in meiner Sammlung. Ein Gipfel zum Tränenausbrechen. Ich bin froh, daß ich in insgesamt neun Tagen auf den Färöer-Inseln wenigstens einen, den richtigen gefunden habe, um 20 Minuten lang diesen Blick einzusaugen. Ich bin dankbar für den Gipfel, froh, daß er sich beim ersten Mal verweigerte, daß ich ihn beim zweiten Anlauf fand, daß das Wetter mir diese Sicht erlaubte.

Wenn man sich auf dem Gipfelplateau des Slættaratindur eine Weile herumgedreht hat, um die Aussicht nach allen Seiten hin einzusammeln, weiß man vor lauter Steinmännchen und Steinkreisen nicht mehr woher man die letzten Stufen aufgestiegen war. Ich muß eine Weile suchen, bevor ich den Ausstieg an der Kante finde.

Eine Viertelstunde nach 9 Uhr bin ich schon wieder an der Straße unten, sammle im Heimwärtsziehen weiß in schwarz gesprenkeltes Melaphyrgestein ein, manchmal finde ich auch grün kristalline Einschlüsse im Lava. Dabei plappert, piepst und gurrt es leise von Vögeln, die im Gelände ungeschützt nisten. In der Nordflanke des Slættaratindur hängt noch ein Schneerest vom letzten Winter. Im Sonnenlicht glänzt der Funningsfjørður, und die farbigen Häuser des Wikingerdorfs Funningur leuchten.

Welch wunderbare Symphonie der Blicke mit dem Rauschen Tausender kleiner Wasserfälle um mich herum! Niemand außer mir, der dies mit mir teilen würde. Ich bin der einzige Zeuge und erlebe die Färöer allein, einzigartig, für immer.

Heute kehren Licht und Sommer wieder, alles ist Ruhe und Frieden. Der Fjord streckt sich vor freundlichem, einladendem Behagen. Da kommt die Zeit zurück. Die Zeit der Natur, der wechselnden Beleuchtungen, unermeßliche Zeit und Stille, erfüllt nur von den Lauten der Natur.
"

 


 


"An einem frühen Morgen, nach meiner gloriosen Besteigung des Slættaratindur, des 'flachen Gipfels', wie ich jetzt den färöischen Namen des Bergs verstanden habe, schließlich nach einer Überschreitung des Middagsfjall, nach ausgiebiger Erforschung der Kegel und Zinnen des nördlichen Eysturoy, spaziere ich noch einmal ins Dalurin hinein. Die Landschaft hat nichts, aber auch nicht das Geringste mit Dänemark gemeinsam. Jetzt weiß ich, was die Färöer unabhängig macht, außer ihrer Sprache und der eigenständigen Kultur: Es ist das rauhe Gebirge, die archaische Zurückgeworfenheit in eine Umgebung, die sich seit Erschaffung der Welt nicht verändert zu haben scheint. Nichts ist da von den glattgebügelten, durch Landwirtschaft eingeebneten Hügeln Dänemarks. Licht und Schatten wechseln jede Stunde, abzulesen an den Sägezähnen der Berge, die Hunderte von Metern senkrecht aus dem Djúpini aufsteigen, um sich zur Insel Kalsoy – Kälsö, Kalsø, die Männerinsel – aneinanderzureihen. Einmal schwarz, unstrukturiert und abweisend im Gegenlicht der Morgensonne, mit silbrigen Nebelfetzen, die sich an ihnen festklammern, riesige Wolkengebirge darüber auftürmend. Bleigrau schimmernd der glatte Fjord des Djúpini, wenn es windstill und wolkenverhangen ist. Nachmittags, wenn die Sonne von der Seite einfällt, ein Wechsel von senkrechten grünen und schwarzen Streifen, je nachdem wie die steilen Hänge ihre Schatten auf die Schrunden werfen."




Der Naturhafen von Gjógv


Aufstieg auf den Slættaratindur: https://www.youtube.com/watch?v=PTQtPPbBlEw






Die Norrøna der Smyril Line verabschiedet sich von den Färöern und steuert Island an.



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